5 vermeidbare Imker Fehler

Aller Anfang ist schwer! Beim Imkern gibt es viel zu beachten, da ist es zu Beginn nicht leicht den Überblick zu behalten. Willi Brunner ist seit über 50 Jahren Imker und besitzt viel Erfahrung. Deswegen hat er für alle Neuimker und jene die es noch werden wollen die 5 häufigsten Fehler beschrieben und wie sie vermieden werden können. Dank Willi’s Tipps gelingt der Start in die Bienenhaltung garantiert gut!

[ApiGuide]

1.Volkskontrolle

Neuimker müssen lernen die Vorgänge in Ihren Bienenvölkern zu verstehen, um ihre Völker sinnvoll zu managen und bei Problemen rechtzeitig agieren zu können. Dazu sind regelmässige Inspektionen und aufmerksames Beobachten nötig. Jede Inspektion bedeutet aber für die Bienen Stress, weswegen Einsteigern nachgesagt wird in ihrem ersten Jahr mindestens ein Volk “totzuschauen“.

Willi’s tipp

Es macht Sinn einen erfahrenen Imker während eines Jahres zu begleiten bevor man selbst mit der Bienenhaltung beginnt (Patenschaft). Dadurch erhält man einen guten Einblick in verschiedene Routinearbeiten, lernt aber auch Sonderfälle wie Krankheiten oder Weisellosigkeit kennen. Ausserdem empfehle ich Neuimkern bei jeder Inspektion auch die Unterlagen zu kontrollieren und das Flugbrett zu beobachten.

Die Unterlagen zeigen den Sitz und die Stärke des Volkes an und lassen auf die Aktivität schliessen (Pollen und Wachsreste). Im Weiteren erkennt man Kalkbrut und Varroamilben als Indikatoren der Bienengesundheit. Durch Beobachten des Flugbrettes kann zusätzlich auf die Flugaktivität und das Pollenangebot (Höschen) geschlossen werden. Somit können viele nützliche Informationen über den Volkszustand gewonnen werden ohne die Beute zu öffnen. Lernt man diese Möglichkeiten zu nutzen, kann man bald einmal die Inspektionen auf ein nötiges Mass reduzieren. Schlussendlich ist Imkern aber ein jahrelanger Lernprozess, bei dem regelmässige Inspektionen dazugehören und nicht vermieden werden können.

Abbildung 1: Durch beobachten des Flugbretts können nützliche Informationen gewonnen werden.

2. Beute

Die Wahl der Beute fällt den meisten Neuimkern nicht leicht, hat doch jedes System seine Vor- und Nachteile. Diese gegeneinander abzuwägen ist besonders schwierig, wenn man vom Imkerhandwerk noch mässig Ahnung hat.

Willi’s tipp

Bei der Wahl des Beutesystems hilft es sich von erfahrenen Imkern oder dem Leiter des Imkerkurses beraten zu lassen. Ausserdem sollte man sich darüber im Klaren sein, welches Hauptziel man beim Imkern verfolgt. Denn wer naturnahe Bienenhaltung betreiben will braucht sich kein Dadant kaufen, und wer eine grosse Honigernte anstrebt, wird mit Warré kaum glücklich. Ist man sich seiner Grundhaltung erst einmal bewusst, kann man sich zudem die potentiellen Beutesysteme bei verschiedenen Imkern anschauen. Auf jeden Fall würde ich dazu raten mit nur einem Beutesystem zu beginnen. Denn in den ersten Jahren als Imker gibt es genug zu lernen ohne dabei auf die Ungleichheiten unterschiedlicher Beuten eingehen zu müssen.

Eine Entscheidungsgrundlage bietet auch unser ApiGuide Artikel
«Beutesysteme im Vergleich».

3. Schwärme

Auch Schwärme einfangen und einlogieren soll gelernt sein. Dabei können einige Dinge schief gehen, insbesondere wenn sich der Schwarm an unzugänglichen Stellen befindet. Im schlimmsten Fall verliert man die Königin oder der Schwarm zieht nach dem Einlogieren wieder aus.

Willi’s Tipp

Ich besprühe Schwärme jeweils mit Wasser und wische sie dann in eine Schwarmkiste. Zur Not können auch andere Behälter verwendet werden, allerdings rate ich davon ab Kartonkisten zu benützen, da sich die Bienen während der Kellerhaft durch diese hindurch fressen können. Die Kiste belasse ich dann mit offenem Flugloch bis zum Abend direkt an der Stelle, an der ich den Schwarm eingefangen habe. Dadurch gebe ich den Bienen Zeit sich in der Schwarmkiste einzusammeln.

Wenn möglich sollte die Kiste im Schatten platziert werden, falls dies nicht möglich ist, sollte sie unbedingt mit einem feuchten Tuch bedeckt werden. Ausserdem kann die Kiste vorgängig mit etwas Wachs begossen werden, dadurch erhöht sich die Wahrscheinlichkeit, dass die Kiste von den Bienen als neues Zuhause akzeptiert wird. Bei Schwärmen, welche sich am Boden oder in unzulänglichen Stellen gesammelt haben, kann die Kiste einfach mit etwas Honig bestrichen werden und über den Schwarm gestellt werden. Der Schwarm bewegt sich dann von alleine in die Kiste.

Ist der Schwarm erfolgreich eingefangen, kommt er ohne Futter 24 Stunden in Kellerhaft und kann anschliessend einlogiert werden. Ich empfehle 4 Waben pro Kilogramm Bienen einzuhängen und das Volk mit 4 Litern 1:1 Zuckerlösung zu füttern. Nach zwei Wochen kann der Schwarm mit Oxalsäure besprüht oder beträufelt werden zur Varroabekämpfung. Drei Wochen nach dem Einlogieren sollte das Volk auf Weiselrichtigkeit kontrolliert werden. Ist die Königin während des Schwarmprozesses verloren gegangen oder nicht vom Hochzeitsflug heimgekehrt (bei Nachschwärmen), muss umgehend eine Kontrollwabe (Wabe eines anderen Volkes mit Eiern und junger Brut) beigegeben werden. Ausserdem kann bei der Volkskontrolle der Wabenausbau überprüft und gegebenenfalls gleich erweitert werden.

Abbildung 2: Ein Bienenschwarm
Abbildung 2: Ein Bienenschwarm
Abbildung 2: Ein Bienenschwarm

4. Weisellosigkeit

Jungköniginnen können während des Hochzeitsfluges gefressen werden oder unbegattet zurückkehren. Deswegen gelingt es den Bienen nach Verlust ihrer Königin nicht immer diese erfolgreich zu ersetzen. Weisellose Völker haben somit ein erhöhtes Risiko einzugehen. Neuen Imkern fällt es jedoch oft schwer altersschwache Königinnen und Weisellosigkeit rechtzeitig zu erkennen.

Willi’s tipp

Bei der Volkskontrolle sollte immer auf das Legemuster der Königin geachtet werden. Das Fehlen von Eiern und junger Brut deuten auf Weisellosigkeit hin, tritt aber auch nach stillem Umweiseln oder Schwärmen auf. In einem solchen Fall empfehle ich eine Kontrollwabe beizugeben, damit sich die Bienen, falls nötig, eine neue Königin heranziehen können.

Manchmal können auch in weisellosen Völkern Eier gefunden werden, denn nach einer gewissen Zeit ohne Königin beginnt ein Teil der Arbeiterinnen mit der Eilage. Diese Eier (oftmal mehrere pro Zelle) sind jedoch unbefruchtet und dienen nichts. Die Weisellosigkeit ist dann an der sogenannten Buckelbrut zu erkennen. Buckelbrütige Völker können allerdings kaum noch gerettet werden, da legende Arbeiterinnen weder Kontrollwaben noch zugesetzte Königinnen akzeptieren. Deswegen sollten solche Völker draussen neben dem Bienenstand abgewischt werden. Handelt es sich um ein sehr starkes Volk, kann der Kasten an den alten Standort zurückgestellt werden. Die Flugbienen kehren dann in den Kasten zurück und es kann eine neue Königin im geschlossenen Zusetzer eingebracht werden (Zusetzer nach zwei Tagen öffnen).

Altersschwache Königinnen können an einer Veränderung des Brutnestes erkannt werden. Wird das Legemuster einer Königin plötzlich löchrig kann dies darauf hindeuten, dass sich die befruchteten Eier dem Ende neigen. Jedoch legen manche Königinnen bereits im ersten Jahr keine geschlossenen Brutnester und auch gewisse Brutkrankheiten können löchrige Brutnester verursachen. Deswegen empfehle ich bei jedem Volk von Beginn an Notizen zum Legemuster zu machen und die Brut bei jeder Kontrolle auf Krankheiten zu prüfen.

Old queens can be recognized by changes in the brood pattern. If a queen’s laying pattern suddenly becomes scattered, the end of her ability to lay fertilized eggs draws near. However, some young queens might also not lay a nice concentrated pattern in their first year, and certain breeding diseases can also cause scattered brood. Therefore, I recommend to take notes of the laying pattern of each colony from the start and to check for diseases at every inspection.

Abbildung 3: Das Legemuster gibt Auskunft über den Zustand des Volkes.
Abbildung 3: Das Legemuster gibt Auskunft über den Zustand des Volkes.
Abbildung 3: Das Legemuster gibt Auskunft über den Zustand des Volkes.

5. Füttern

Damit sich ein Bienenvolk optimal entwickeln kann, sollte es zu keinem Zeitpunkt an Nahrungsmangel leiden. Allerdings verändert sich der Nahrungsbedarf mit der Jahreszeit, dem Wetter und dem Trachtangebot und ist abhängig von der Volksstärke. Füttern ist nur dann notwendig wenn die Bienen nicht über genügend Reserven verfügen. Die Honigreserven im Bienenvolk abzuschätzen und die richtige Futtermenge zu bestimmen bedarf etwas Übung und fällt Anfängern nicht immer leicht.

Willi’s tipp

Honigernte

Je nach Gebiet kommt es im Sommer zu Trachtlücken bei denen die Bienen auf ihre Nahrungsreserven zurückgreifen müssen. Deswegen empfehle ich Neuimkern während einigen Jahren den Blütenhonig erst spät und nicht vollständig zu ernten. Mit der Zeit entwickelt sich dann ein Gefühl dafür, wie viel Reserven die Bienen während der Trachtlücke benötigen, so dass die Frühlingsernte entsprechend ausgeschöpft werden kann.

Herbstfütterung

Ein Volk sollte für den Winter über 10 bis 20 kg Reserven verfügen. Das Füttern kann direkt nach der Sommerhonigernte begonnen werden. Ich empfehle jede Woche 5 L 1:1 Zuckerlösung pro Volk zu füttern. Da der Bedarf des Volkes von der Volksstärke und den bereits vorhandenen Reserven abhängt, sollten die Völker individuell gefüttert werden. Die richtige Futtermenge kann mit einem leichten Trick gefunden werden: Zwei Tage nach der dritten Fütterung (nach 15 L) kontrolliere ich die Futterbehälter. Völker, welche diese innerhalb der beiden Tage komplett geleert haben erhalten noch eine weitere Fütterung.

Zwischentrachtfütterung/Reizfütterung

Eine Reizfütterung im Frühling ist für ein Bienenvolk ein unnatürlicher Anreiz, welcher meist zu starkem Bruttrieb führt ohne dass das entsprechende Pollenangebot der Natur vorhanden ist. Die Bienenpopulation kann sich somit nicht dem Wetter entsprechend entwickeln. Manchmal ist weniger mehr!

In manchen Jahren ist eine Zwischentrachtfütterung angebracht. Man sollte dabei aber nur eigene Futterwaben zugeben. In Magazinen kann diese als Randwabe platziert werden, beim Schweizerkasten empfehle ich sie hinter das Fenster zu stellen.

Vatorex AG, Felix Poelsma 10 September, 2019
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