Beutesysteme im Vergleich

Wer mit der Imkerei beginnen möchte hat erst mal die Qual der Wahl. Bienenhaus oder Aussenstand? Einraumbeute oder Magazin? Einfacher oder geteilter Brutraum? Jedes System hat seine Vor- und Nachteile und ist auf unterschiedliche Bedürfnisse abgestimmt. Sich durch diesen Angebots-Dschungel zu kämpfen und die beste Beute zu finden ist nicht ganz leicht. Deswegen haben wir für Sie einen Überblick über die Vor- und Nachteile der verschiedenen Beuten zusammengestellt.

So finden Sie die korrekte Beute!

Bienenhaus oder Aussenstandort?

Die erste Entscheidung, die getroffen werden muss, heisst Bienenhaus oder Aussenstandort. Das Bienenhaus hat den Vorteil, dass man zum Imkern einen trockenen, witterungsgeschützten Arbeits- und Lagerraum hat. Zusätzlich ist man auch besser geschützt vor den Bienen. Denn Dachfenster und Bienen-Fenster sorgen dafür, dass auffliegende Bienen das Bienenhaus schnell verlassen. Dadurch können auch in Ruhe Beobachtungen gemacht werden, was für biologisch interessierte Imker ein Vorteil sein mag. Zudem profitieren die Bienen beim Bienenhaus von der guten Wärmeisolation, was sich auch in der hohen Honigqualität (geringer Wassergehalt) wiederspiegelt ( mehr zum Thema Honig).

Die Nachteile sind die hohen Initialkosten, die notwendige Baubewilligung und der feste Standort. Zwar können letztere beide mit einem Bienenwanderwagen (Fa. Klaus Huber in Cham) umgangen werden, nichtsdestotrotz müssen bestehende Bienenhäuser unterhalten und gereinigt werden. Durch die häufig anzutreffende Anordnung in zwei übereinanderliegenden Reihen liegen die Völker ausserdem nicht in optimaler Arbeitshöhe, daher drängt sich ein Umbau mit nur einer Ebene auf. Ein weiterer Nachteil sind die geringen Abstände zwischen den Völkern, welche Verflug und dadurch die Verschleppung von Krankheiten fördern.

Aussenstandorte haben im Vergleich zu den Bienenhäusern den Vorteil, dass sie keine Baubewilligung benötigen und mit der Einwilligung des Grundstückbesitzers überall aufgestellt werden können. Der Standort ist auch leichter verschiebbar und Unterhalts- und Reinigungsarbeiten fallen weg. Jedoch ist man beim Imkern den auffliegenden Bienen und dem Wetter ausgesetzt, es fehlt ein Materiallager und die Völker sind nicht vor Diebstahl geschützt. Die freistehenden Beutesysteme können ausserdem mit einigem Abstand zueinander aufgestellt werden, wodurch der Verflug zwischen den Völkern reduziert wird.

A bee-trailer gives the comfort of a bee house, but is still moveable.

Ober- oder Hinterbehandlung

Die Hinterbehandlung wird vor allem in Bienenhäusern angewandt, es sind aber auch einige freistehenden Beuten mit Hinterbehandlung im Angebot. Gleichzeitig können auch in Bienenhäusern Beuten mit Oberbehandlung eingesetzt werden. Diese werden dann in einer Reihe angeordnet mit einer darüber liegenden Fensterfront. Das Oberlicht ermöglicht gute Lichtverhältnisse beim Arbeiten an den Völkern.

Die Hinterbehandlung ist im Allgemeinen zeitaufwendiger und kann in manchen Fällen (z.B. kurze Kontrolle einer bestimmten Wabe) sehr umständlich sein. Der Einsatz eines Königinnengitters ist bei Hinterbehandlung kritisch und für die Varroadiagnose muss extra ein Gitterboden eingeschoben werden. Dafür ermöglicht das Fenster und der Blick unter die Waben eine Einschätzung des Volkszustandes ohne das Volk zu öffnen und der Brutraum ist gut der Volksstärke anpassbar, was den Bienen die Thermoregulation erleichtert.
Bei der Oberbehandlung hingegen können die Waben gezielt entnommen werden und es kann vor der Honigernte eine Bienenflucht verwendet werden. Auch ein Königinnengitter kann einfach eingesetzt werden, wodurch die Königinnenzucht im Honigraum ermöglicht wird und das Bebrüten der Honigwaben vollständig entfällt. Der Brutraum kann auch hier mit einem Sheet begrenzt werden, jedoch dichtet dieses nicht gleich gut ab wie das Hinterbehandlungsfenster.

Lagerbeute oder Magazin?

Bei den freistehenden Beutesystemen kann grundsätzlich zwischen Magazinbeuten und Lagerbeuten unterschieden werden. Magazinbeuten (z.B. Schweizer-Magazin, Dadant, Zander und Deutsch-Normalmass) bestehen aus stapelbaren Elementen, die in Brut und Honigzargen unterteilt werden können. Der Raumbedarf wird übers Jahr der saisonal schwankenden Volkstärke angepasst. Ausserdem sind durch die Organisation in Zargen der Brut- und Honigraum durch ein Königinnengitter trennbar und auch die Schwarmverhinderung und Ablegerbildung ist mit Magazinen einfach handhabbar.

Im Gegensatz zu den Magazinen hängen bei den Lagerbeuten (Golzbeute, Bremerbeute, Bienenbox, Einraumbeute von Mellifera e.V., Topbar Hive) alle Brut- und Honigwaben in einer oder zwei Reihen, die Kiste ist meistens nicht erweiterbar. Diese Systeme sind nicht auf eine Maximierung des Honigertrags ausgelegt, dafür ist das Arbeiten sehr rückenfreundlich, da keine schweren Zargen gehoben werden müssen.

Geteilter oder einfacher Brutraum?

Bei den Magazinen muss zwischen Beuten mit geteiltem Brutraum und solchen mit einfachem Brutraum unterschieden werden. Solche mit einfachem Brutraum (z.B. Dadant, 1.5 Zander, 1.5 Deutsch-Normalmass) haben den Vorteil, dass man bei der Volkskontrolle leichter den Überblick behält und diese schneller durchführen kann. Ausserdem fällt den Bienen die Thermoregulation im ungeteilten Brutraum leichter. Vermutlich berichten deswegen manche Imker von einer besseren Volksentwicklung im Frühling. Als Nachteil ist aufzuführen, dass Magazine mit einfachem Brutraum unterschiedliche Rähmchenformate haben und die Waben nicht zwischen Brut- und Honigraum ausgetauscht werden können.

Bei Systemen mit geteiltem Brutraum hingegen haben alle Zargen die gleiche Höhe. Ausserdem kann die Kippkontrolle angewandt werden, um die Völker auf Weiselzellen zu kontrollieren. Denn durch das Anheben des oberen Brutraumes erhält man einen Blick in das Zentrum des Brutnestes. Ein weiterer Vorteil des geteilten Brutraumes kann die Wabenerneuerung im Frühling sein. Da sich die Bienen während des Winters natürlicherweise vom unteren in den oberen Brutraum verschieben, kann im Frühling die untere Hälfte komplett entnommen und eine neue Zarge mit frischen Mittelwänden aufgesetzt werden. Der Nachteil des geteilten Brutraumes ist das schwere Heben der Zargen und der geringere Überblick bei der Volkskontrolle.

Kleiner oder grosser Brutraum?

Die verschiedenen Beuten unterschieden sich nicht nur in der Erweiterbarkeit und der Unterteilung des Brutraumes, sondern auch in seiner maximalen Grösse. 10 Waben gelten als optimal, je nach Beute entspricht dies aber einem anderen Volumen. Grundsätzlich schwärmen Völker eher in kleinen Bruträumen. Grosse Völker haben zudem den Vorteil viel Honig zu liefern bei gleichem Arbeitsaufwand. Allerdings bevorzugen die Bienen selbst eine Nestgrösse von 30 bis 60 Liter. Denn die Bienen haben keinen Vorteil von allzu grossen Nestern. Einerseits ist die Thermoregulation schwieriger, andererseits ist auch der Schwarmprozess durchaus in ihrem Interesse. Es handelt sich dabei nicht nur um den natürlichen Vermehrungsprozess der Bienen, Schwärmen kann auch den Krankheitsdruck absenken (häufig schwärmende Völker haben z.B. weniger Varroa).

Kunststoff oder Holz?

Viele Beutesysteme können in Holz oder Kunststoff gekauft werden. Holz ist dem natürlichen Nestbau in hohlen Bäumen nachempfunden. Es ist zudem ein natürliches Produkt, atmungsaktiv und lässt sich gut reinigen (hitzebeständig, mechanisch robust). Allerdings ist es nicht witterungsbeständig und durch das hohe Gewicht sind die Zargen schwer zu heben. Kunststoff hingegen ist leichter, witterungsbeständig und isoliert gut. Dafür lässt es sich nicht gleich gut reinigen, ist nicht atmungsaktiv und bei der Bioimkerei nicht zugelassen.

Schon entschieden?

Die Wahl der richtigen Beute ist keine leichte Entscheidung, wirkt sie sich doch direkt auf die Imkerpraxis aus. Wir hoffen Ihnen einen Überblick über die Vor- und Nachteile der unterschiedlichen Beuten verschafft zu haben. Gut Imkern lässt es sich in allen Systemen, welche Beute sich für einen eignet, hängt von den eigenen Bedürfnissen und der Imkerpraxis ab.

Tabelle 1: Vor- und Nachteile der unterschiedlichen in der Schweiz geläufigen Beuten. Grün: vorhanden/anwendbar, Rot: nicht vorhanden/anwendbar. Die Berechnung des maximalen Nestvolumens berechnet sich auf Grund eines Brutraumes mit 10 Waben (ausser bei Warre wo nur 8 möglich sind) und einem doppeltem Honigaufsatz. Bei der Bienenkiste wurde eine maximale Ausdehnung auf 30 Waben angenommen.
Tabelle 1: Vor- und Nachteile der unterschiedlichen in der Schweiz geläufigen Beuten. Grün: vorhanden/anwendbar, Rot: nicht vorhanden/anwendbar. Die Berechnung des maximalen Nestvolumens berechnet sich auf Grund eines Brutraumes mit 10 Waben (ausser bei Warre wo nur 8 möglich sind) und einem doppeltem Honigaufsatz. Bei der Bienenkiste wurde eine maximale Ausdehnung auf 30 Waben angenommen.

Literatur

1. Bienefeld, K. (2016). Imkern Schritt für Schritt. Franckh-Kosmos.

2. Brägger, J., Sprecher, E., Lehnherr, M., Fluri, P., Pickhardt, A., Imdorf, A. et al. (2014). Das schweizerische Bienenbuch – Imkerhandwerk. VDRB.

Vatorex AG, Felix Poelsma 17 September, 2019
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