Ein Vater und ein Sohn aus Winterthur haben eine Technik auf den Weg gebracht, die ohne Chemieeinsatz Bienen vor der Varroamilbe schützt. Dafür haben sie von der Schweizer Klimastiftung einen Betrag zur
Unterstützung bekommen.
Das Bienensterben ist weitherum Gesprächsstoff. Und es betrifft uns direkt. Ohne Bienen würden viele lebenswichtige Nutzpflanzen keinen Ertrag mehr liefern. Die Klimastiftung Schweiz unterstützt daher ein Jungunternehmen, das wenigstens teilweise Abhilfe schafft, mit 150’000 Franken. Es handelt sich dabei um die Vatorex AG der beiden Winterthurer Willi und Pascal Brunner. Die Firma hat ihren Sitz in der Technoparkstrasse.
Ein besonders hartnäckiger Bienenschädling ist die Varroamilbe. Sie tötet jeden Winter rund ein Fünftel der europäischen Bienenvölker. Die Imker bekämpften die Milbe mit Ameisen- und Oxalsäure. Besonders die Oxalsäure ist giftig. Sie reizt beim Menschen die Haut und die Schleimhäute. «Eine Imkerkollegin von mir bekam einen Spritzer von der Säure auf den nackten Fuss ab. Seither hat sie ein Loch im Fuss», sagt Pascal Brunner. Zudem lagert sich die Oxalsäure im Bienenwachs ab.
Wärme statt Chemie
Vater Willi und Sohn Pascal Brunner bieten eine Lösung an, die ohne Säure Varroamilben beseitigt. Es ist schlicht eine elektrische Heizung für Bienenstöcke. Die beiden Imker und Biologen arbeiten dazu mit dem Elektoringenieur Renato Cortesi zusammen. Die Entwicklung einer Heizung für den Bienenstock begann vor vier Jahren. Vor zwei Jahren gründeten die drei Männer ihre Firma, die Vatorex AG. Sie beschäftigt die drei Gründer und fünf weitere Mitarbeiter.
«Das Verfahren ist seit 30 Jahren bekannt. Das Problem, das wir lösen mussten, bestand darin, die Heizung richtig in die Bienenstöcke einzubauen.»
Am Freitag zeigten Brunner und Cortesi die neueste Generation ihres Produkts an der Winterthurer Start-up-Nacht einem grösseren Publikum. Zuvor hatten sie die Bienenheizung auf dem Imkerkongress in Amriswil TG vorgestellt. Die Grundidee ist einfach: Die Bienen bauen ihre Waben auf einer Wachsplatte, die der Imker in den Bienenstock stellt. In diese Platte fügt die Vatorex AG einen spiralförmigen Elektrodraht ein. Er heizt den Bienenstock auf 41 Grad auf. Diese Temperatur tötet die Varroamilben ab. «Das Verfahren ist seit 30 Jahren bekannt. Das Problem, das wir lösen mussten, bestand darin, die Heizung richtig in die Bienenstöcke einzubauen.» Sie wird laut Brunner einmal bei jedem Brutzyklus eingeschaltet. Die Heizung läuft dann drei Stunden. Das Bienenvolk benötigt drei Wochen, bis in den Brutwaben aus den Eiern der Königin zunächst Larven, dann Bienen herangewachsen sind. Dann putzen sie ein paar Tage lang die Waben. Ein Imker erzielt mit einem Bienenvolk etwa 600 Franken Ertrag im Jahr. Dies, sofern er den Honig direkt verkauft. Ein Glas Honig mit 500 Gramm Inhalt kostet 15 Franken. Auf der anderen Seite kommt die Bienenheizung den Imker pro Volk auf 290 Franken zu stehen. Das mag nach viel Geld klingen. Die Heizung läuft laut Brunner aber vollautomatisch und hält zehn Jahre. «Ausserdem züchtet in der Schweiz kaum mehr ein Imker Bienen, um damit Geld zu verdienen. Die meisten wollen einen Beitrag zum Naturschutz und zu einer gesunden Landwirtschaft leisten», sagt Brunner. Wenn man den ökologischen Aspekt mit berücksichtigt, ist Honig Gold wert.
Hoffnung auf mehr Bienen
Erste Zahlen deuten auf einen Erfolg der beheizten Bienenstöcke hin. Die Imker der Vatorex AG haben Feldversuche mit 64 Bienenvölkern gemacht. Einerseits stellten sie einen leicht erhöhten Honigertrag pro Volk fest. Doch entscheidend ist Folgendes, wie Brunner sagt: «Die Völker haben sich im Sommer gegenüber dem bisherigen Wert um 30 Prozent stärker entwickelt. Das hilft ihnen, besser durch den Winter zu kommen.» In anderen Worten: ohne Chemie mehr Bienen. Die Firma Vatorex hat übrigens auch geschäftlich Erfolg. In der Schweiz setzen bereits über 70 Imker auf Wärme statt Chemie. Die Bienenheizung wird inzwischen in acht europäische Länder verkauft.