William, England, 1852
«Die Eier sind nicht mehr als 1,5 Millimeter lang. Eines in jeder Zelle, gräulich vor dem Hintergrund des gelben Wachses. Nach nur drei Tagen schlüpft die Larve, in der Regel ein Weibchen, das wie ein verwöhntes Kind überfüttert wird. Es folgen die Tage des Wachstums, ehe die Wabenzellen dann mit einem Wachsdeckel verschlossen werden. Dort drinnen baut die Larve den Kokon, ein Kleid, das sie um sich spinnt und das sie vor allem und jedem beschützt. Hier, und nur hier, ist sie allein.»
Der wirtschaftlich erfolglose Samenhändler und Biologe William macht schwere Zeiten durch. Seine Forschungskarriere verläuft im Nirgendwo, seit sich sein Mentor Rahm von ihm abgewendet hat. Dies stürzt ihn in eine Antriebslosigkeit, was seinem Samengeschäft auch nicht unbedingt den nötigen Elan verleiht. Doch dann entwickelt er die Idee, die alles verändern könnte – die Idee für einen völlig neuartigen Bienenstock.
George, Ohio, 2007
«Alle, die sich mit Bienen auskannten, wussten, dass man mit Honig eigentlich nicht reich werden konnte. Das grosse Geld lag in der Bestäubung, denn ohne Bienen war die Landwirtschaft aufgeschmissen. Meilen von blühenden Mandelbäumen oder Blaubeersträuchern waren unbrauchbar, wenn die Bienen die Pollen nicht von einer Blüte zur anderen trugen. Die Bienen konnten mehrere Kilometer am Tag bewältigen, viele tausend Blüten. Ohne sie waren die Blüten genauso nutzlos wie Teilnehmerinnen eines Schönheitswettbewerbs. Eine Weile lang schön anzusehen, auf längere Sicht aber ohne jeden Wert. Die Blüten welkten und starben, ohne Früchte zu tragen.»
Der gewerbsmässige Imker George hegt und pflegt seine Bienen – sie sind mehr für ihn als sein Arbeitswerkzeug, sie sind sein ein und alles. Er arbeitet hart und träumt davon, seine Imkerei auszubauen, damit sein Sohn Tom diese später übernehmen kann. Dabei befindet er sich immer im Clinch zwischen Investitionen, Bankenkrediten und Rentabilität. Eines Tages geschieht das Unvorstellbare: das Bienensterben überkommt seinen Hof und stellt ihn vor riesige Probleme.
Tao, China, 2098
«Das kleine Plastikgefäss war gefüllt mit dem luftigen, leichten Gold der Pollen, das zu Beginn des Tages exakt abgewogen und an uns verteilt wurde, jede Arbeiterin erhielt genau die gleiche Menge. Nahezu schwerelos versuchte ich, unsichtbar kleine Mengen zu entnehmen und in den Bäumen zu verteilen. Jede einzelne Blüte sollte mit dem kleinen Pinsel bestäubt werden, der aus eigens zu diesem Zweck erforschten Hühnerfedern hergestellt worden war. Keine künstliche Faser hatte sich als so effektiv erwiesen. Das hatte man wieder und wieder getestet, in meinem Bezirk hatte man dafür genügend Zeit gehabt. Hier war diese Tradition nämlich schon über hundert Jahre alt, die Bienen waren bereits in den 1980er Jahren verschwunden.»
In mühsamer Handarbeit bestäubt die Arbeiterin Tao Tag für Tag Obstbäume – die Bienen sind längst ausgestorben. Energie tankt sie mit ihrem dreijährigen Sohn Wei-Wen, für welchen Sie Ihre gesamte Zeit opfert. Allerdings spürt sie auch grossen Druck – nur wenn er einmal gut in der Schule abschneidet, wird er ein Leben Abseits der Obstplantagen führen können. Plötzlich widerfährt Wei-Wen ein mysteriöser Unfall. Auf der Suche nach Antworten deckt Tao einen grösseren Zusammenhang auf..
Drei Geschichten finden zusammen
Wie diese drei anfangs völlig voneinander losgelösten Geschichten plötzlich einen gemeinsamen Nenner und einen grösseren Zusammenhang entwickeln, ist hinreissend und ergreifend geschrieben. Dem Leser wird bewusst, wie sehr das Leben auf dieser Welt mit der Geschichte der Bienen zusammenhängt und es bleibt die Hoffnung, dass wir jetzt noch etwas ändern können. Ein Buch, das zum Denken anregt und uns mit wichtigen Fragen über unsere Zukunft und die Welt unserer Kinder konfrontiert. Wie möchten wir leben?