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Die Überwachung des Varroa-Befallsgrades ist die Grundlage eines guten Varroa Managements. Ohne ein Überwachungssystem gibt es keine Möglichkeit, den mit dem Varroa-Befall verbundenen Stress oder die Wirksamkeit einer bestimmten Behandlung zu bewerten.
Wie häufig du deine Bienenvölker überwachen solltest, hängt von mehreren Faktoren ab, wie z.B. der Dichte der Bienenvölker in deiner Region, den Behandlungsprozessen anderer Imker in deinem Gebiet, der besonderen Resistenz deiner Bienen gegen Varroa und auch vom Wetter. Aufgrund dieser Variablen gibt es keine allgemeingültige Antwort. Was man mit Sicherheit sagen kann: je mehr Informationen man hat, desto besser.
Im Minimum sollte man während der Phase der Populationszunahme den Varroabefall prüfen. So kann man sich ein Bild über den Befallsgrad zu Beginn der Bienensaison machen. Wenn das Bienenvolk zu Beginn der Saison hohe Varroa-Werte aufweist, ist sofortiges Handeln erforderlich. Während der Phase des Populationsrückgangs bereitet sich das Bienenvolk auf den Winter vor, in dem es ruhen wird. Da es nicht unbedingt ratsam ist, das Bienenvolk über den Winter zu behandeln, ist auch hier eine Überwachung erforderlich, um sicherzustellen, dass keine hohen Varroa-Konzentrationen zu diesem Zeitpunkt auftreten.
Es gibt verschiedene Möglichkeiten, den Grad des Varroa-Befalls in einer Beute zu überwachen. Die beiden Hauptmethoden sind die Varroa Unterlagen und die Puderzuckermethode. Am einfachsten geht es mit Unterlagen. Für genauere (wissenschaftliche) Messungen wird die Puderzuckermethode empfohlen.
Es ist wichtig zu beachten, dass wir bei jeder Überwachungsmethode den Prozentsatz der Milben pro Biene und nicht die Gesamtmenge der Milben suchen, da die Grösse eines Bienenvolkes im Laufe des Jahres schwankt.
Varroa-Unterlagen
Varroa-Unterlagen sind normalerweise mit einer klebrigen Substanz überzogene, gittergeschützte Folien, die unter den Bienenstock gelegt werden. Damit diese Methode funktioniert, benötigst du deshalb etwas Platz unter der Beute – viele Kästen haben bereits eingefräste Rillen dafür. Tote Milben fallen aus dem Volk durch das Gitter auf die Unterlagen, wo sie gezählt werden können. Dies ist die einfachste Methode zur Kontrolle deiner Bienenvölker; sie ist jedoch nicht die genaueste22. Die Ergebnisse dieser Methode sollten daher immer als Schätzwert und nicht als genauer Betrag interpretiert werden.
Benötigtes Equipment
-Varroa-Unterlagen. Erhältlich in allen Imkerei-Shops. Es ist auch möglich, sie selbst herzustellen, indem man ein Blatt oder ein Stück Karton mit einer klebrigen Substanz wie Vaseline bedeckt.
Varroa-Unterlagen Schritt für Schritt
Schritt 1 – Einschieben der Unterlagen
Platziere die Varroa-Unterlage unterhalb des Brutraumes. Nach 3-7 Tagen kann sie ausgezählt werden.
Schritt 2 – Unterlagen ziehen und Milben zählen
Ziehe die Unterlage vorsichtig hervor und zähle die heruntergefallenen Milben. Es ist normal, dass auch Gemüll aus dem Bienenstock auf die Unterlage fällt, dies stellt aber kein Problem dar.
Interpretation
gezählt hast, kannst du den täglichen natürlichen Milbenfall berechnen. Dividiere dafür die Anzahl der Milben durch die Anzahl der Tage, die die Unterlage unter dem Bienenstock gelegen hat.
Der tägliche Milbenfall kann einen Hinweis auf den Varroa-Befall deiner Bienenvölker geben. Diese Zahl ist zwar keine genaue Angabe, zeigt aber auf, wenn der Varroa-Befall plötzlich stark zu- oder abnimmt. Deshalb ist diese Medhode ein nützliches Instrument zur Langzeitüberwachung wie auch zur Beurteilung der Wirksamkeit einer Behandlung.
Populationszuwachs (Frühling) 5-10 Milben pro Tag
Populationsrückgang (Herbst) 10-25 Milben pro Tag
Widerspiegelt die ungefähren Befallsschwellen für ein Bienenvolk mit rund 20’000 bis 40’000 Bienen für den Frühling und Herbst.
Puderzuckermethode
Eine weitere genauere Überwachungsmethode ist die Puderzuckermethode. Der Kompromiss besteht jedoch darin, dass ihre Durchführung weitaus mehr Zeit erfordert. Hier werden 300 Bienen in einem Becher gesammelt, wobei ein Sieb als Deckel dient. Die Bienen werden dann mit Puderzucker bedeckt. Der Puderzucker bewirkt, dass die Milben ihren Griff zu den Bienen lockern. Durch Schütteln des Bechers fallen die Milben durch das Sieb und können dann gezählt werden. Diese Methode muss an trockenen Tagen oder in Innenräumen durchgeführt werden, da der Puderzucker bei Nässe seine Wirksamkeit verliert.
Benötigtes Equipment
Becher mit einem Siebdeckel – 2-3 mm grosse Löcher – und zusätzlichem Deckel ohne Löcher
Teller, mit Wasser gefüllt
Küchenwaage
Puderzucker und Löffel
Puderzuckermethode Schritt für Schritt
Schritt 1 – Geeignete Brutwaben finden
Entferne den Deckel des Bechers. Öffne das Volk und suche eine Brutwabe mit entwickelten Larven kurz vor dem Verdeckeln. Optimalerweise enthält die Probe Bienen aus mehreren Brutrahmen, da du so einen vollständigen Überblick über den Zustand des Bienenvolkes erhältst. Achte darauf, die Königin nicht in den Becher zu wischen. Der Test könnte ihr möglicherweise schaden. Verzichte wenn möglich auf den Einsatz von Rauch und Sprühwasser. Rauch kann die Bienen aufwühlen, mit Wasser verklebt der Puderzucker.
Schritt 2 – Bienen sammeln
Sammle eine Probe von ca. 300 Bienen und wische sie in den Becher. Die Bienen sollten den Becher zur Hälfte füllen, um genügend Platz für eine gründliche Verteilung des Puderzuckers zu gewährleisten. Am einfachsten ist es, die Bienen direkt von der Wabe in einen Trichter zu wischen, unter dem sich der Becher befindet. Eine andere Möglichkeit ist, die Bienen direkt vom Rähmchen in den Becher zu schöpfen. Bewege den Becher langsam und vorsichtig entlang der Wabe und lass die Bienen hineinfallen. Verschliesse dann den Becher mit dem Siebdeckel.
Schritt 3 – Probe wiegen
Um zu bestätigen, dass die Probe aus etwa 300 Bienen besteht, musst du sie wiegen. Eine einzelne Biene wiegt etwa 0.1 Gramm, eine Probengrösse von 300 Bienen also rund 30 Gramm. Beachte: Natürlich muss das Gewicht des Bechers zuerst tariert
Schritt 4 – Puderzucker hinzufügen und schütteln
Fülle den Puderzucker durch die Löcher im Deckel, um die Bienen zu bedecken. Normalerweise reichen 2 Esslöffel. Setze anschliessend den Deckel ohne Löcher über den Siebdeckel auf und schüttle das Glas rund eine Minute lang leicht und in alle Richtungen, um sicherzustellen, dass alle Bienen vollständig bedeckt sind.
Schritt 5 – Warten
Stelle den Becher für etwa 3 Minuten in den Schatten (um zu verhindern, dass die Temperatur in der Sonne zu heiss wird). Während dieser Zeit werden sich die Milben von den Bienen lösen. (Diese Wartezeit bietet eine gute Gelegenheit, ein wenig aufzuräumen und die Rähmchen wieder in das Bienenvolk zurückzubringen). Lass dir Zeit und überstürze die 3 Minuten nicht, wenn du zu früh zählst, könnte das Resultat ungenau sein.
Schritt 6 – Milben ausschütten
Halte den Becher über den mit Wasser gefüllten Behälter. Dreh den Becher auf den Kopf, so dass die Milben durch das Sieb fallen können, und beginne dann zu schütteln. Man kann relativ kräftig für rund 30 Sekunden schütteln, bis alle Milben herausgefallen sind. Sei vorsichtig bei Wind. Dieser Schritt sollte am besten drinnen durchgeführt werden. Denn wenn es zu windig ist, können Milben weggeblasen werden. Die restlichen Bienen können wieder dem Volk zugegeben werden, sie werden dann im Volk vom Puderzucker gereinigt.
Schritt 7 – Auszählen
Während der Puderzucker im Wasser versinkt, schwimmen die Varroa obenauf. Zähle die Milben, welche im Wasser schwimmen.
Interpretation
Um den Prozentsatz des Befalls abzuschätzen, berechne die Anzahl der Milben pro 100 Bienen. Für eine Probe mit 300 wird die Anzahl der gefundenen Milben durch drei geteilt. Wenn du zum Beispiel 9 Milben zählst, teile die Anzahl der Milben durch drei:
9/300 = 0.03, dies ergibt eine Befallsrate von 3%.
Die prozentuale Anzahl von Milben pro Biene gibt dir einen guten Überblick über den Zustand der Varroa im Bienenvolk, unabhängig von der Grösse oder dem hygienischen Verhalten des Bienenvolkes. Da sich dieser Test jedoch nur auf adulte Bienen konzentriert, müssen wir dennoch den Unterschied der in der Brut vorhandenen Varroa berücksichtigen. Da sich im Frühjahr mehr Varroa in der Brut befinden und die Varroa-Population über das Jahr zunimmt, findet man im Frühjahr einen geringeren Befallsgrad als im Herbst.
Wir empfehlen folgende Befallsschwellen:
Populationszuwachs (Frühling) 2-3% Befallsgrad
Populationsrückgang (Herbst) 3-5% Befallsgrad
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