Die kommerzielle Imkerei in den USA ist einzigartig, da die Bestäubung eine wichtigere Einnahmequelle für kommerzielle Betriebe ist als der Honigverkauf. Dies ist auf den lukrativen Preis von Mandeln zurückzuführen.
Die Bestäubungssaison beginnt im Februar, aber bis dahin müssen viele Vorbereitungen getroffen werden. Mit über 85 % der kommerziellen Honigbienenvölker in den USA werden im kalifornischen Central Valley etwa 2.5 Millionen Bienenstöcke benötigt. Das Ausmass und der Zeitpunkt der Mandelbestäubung erfordern von den Imkern enorme Anstrengungen, um die Bienenvölker aus der Winterruhe zu wecken und die Bienenbestände aufzufüllen, um ihre vertraglichen Verpflichtungen zu erfüllen. Die Mandelanbaufläche hat in den letzten zehn Jahren rasant zugenommen und wird bis 2022 auf über 1'600'000 Hektar ansteigen. Infolgedessen sind die Gebühren für Bestäubungsdienstleistungen für Mandeln gestiegen. Dies wiederum hat dazu geführt, dass die Imker grössere Entfernungen zurücklegen, um die steigende Nachfrage der kalifornischen Mandelanbauern zu befriedigen. Mandeln sind die siebtwertvollste Kulturpflanze in den Vereinigten Staaten, mit einem geschätzten Wert von etwa 5.6 Milliarden Dollar, auf die über 80% der Zahlungen für Bestäubungsleistungen entfallen. Im Jahr 2022 lag der Durchschnittspreis für die Miete eines Bienenvolks für die Produzenten zwischen 140 und 220 USD, je nachdem, wie stark das Bienenvolk war und ob es mit 8 oder 10 Rähmchen bestückt war. Im Gegensatz zu den meisten Kulturpflanzen, die für eine ausreichende Bestäubung ein starkes Bienenvolk pro Acker benötigen, sind für Mandelbäume zwei Bienenvölker pro Acker erforderlich.
Etwa 63 % der bis Januar nach Kalifornien umgesiedelten Bienenvölker stammen aus den nördlichen Great Plains, die Minnesota, Montana, North Dakota und South Dakota umfassen. Darüber hinaus stammen 11 % bzw. 10 % der Kolonien aus dem Westen und dem pazifischen Nordwesten, während der Nordosten 6 % beisteuert.
Die Bienenstöcke werden auf Paletten in Konfigurationen von 4 oder 6 Bienenstöcken angeordnet, um das Laden und den Transport zu erleichtern. Gabelstapler stapeln diese Paletten auf Sattelschleppern, die jeweils etwa 500 Bienenstöcke für den Transport zu den Mandelplantagen tragen. Das Zeitfenster für die Bestäubung von Mandeln dauert nur vier Wochen. Aufgrund des kurzen Zeitfensters und der hohen Nachfrage werden immense Mengen an Bienenvölkern benötigt. Würden alle Sattelschlepper mit rund 500 Bienenvölkern pro LKW aufgereiht, ergäbe sich eine bis zu 80 km lange Verkehrskolonne. Nach der Ankunft im Central Valley werden die Bienenstöcke auf die Obstplantagen verteilt, und zwar in einer Grössenordnung von zwei Bienenstöcken pro Hektar. Das Abladen erfolgt in den Abendstunden, um die Bienenaktivität zu minimieren. Anschliessend überprüfen die Mitarbeitenden den Zustand der Bienenvölker und versorgen sie mit dem notwendigen Futter.
Im Anschluss an die Mandelbestäubung können die Imker ihre Bienenvölker für weitere Bestäubungsleistungen umstellen, z.B. für Äpfel, Heidelbeeren, Kirschen, Melonen usw., je nachdem, wie stark das Bienenvolk nach der Mandelbestäubung ist.
Nach der Bestäubungssaison werden die Bienenvölker in Gebiete mit reichem Futterangebot gebracht, um dort Honig zu produzieren und die Bienenvölker wieder aufzufüllen. Die Northern Great Plains, die Minnesota, Montana, North Dakota und South Dakota umfassen, sind im Sommer ein wichtiges Ziel für Honigbienenvölker. In dieser Region gibt es reichlich Futter, unter anderem große Flächen mit CRP (Conservation Reserve Program) und landwirtschaftliche Flächen. Fast die Hälfte des in den Vereinigten Staaten produzierten Honigs stammt von Bienenvölkern in den nördlichen Great Plains.
Wenn die Temperaturen sinken und die Ressourcen schwinden, werden Bienenstöcke, die den Sommer in kälteren Regionen wie den nördlichen Great Plains verbracht haben, zur Überwinterung in wärmere Gebiete im Süden der Vereinigten Staaten, einschliesslich Kalifornien, umgesiedelt. Alternativ werden die in den kälteren Bundesstaaten verbliebenen Bienenstöcke oft in grossen Lagerhallen untergebracht, um sich auf die kommende Saison vorzubereiten, wenn der Zyklus von neuem beginnt.