Varroa: Keine Vampire, sondern Werwölfe!

In Imkerkreisen wurde seit langem angenommen, dass sich Varroa destructor Milben vom Blut der Bienen ernähren, offiziell «Hämolymphe» genannt. Auch wir erwähnten das seit Jahren, wenn wir die katastrophalen Auswirkungen von Varroa beschreiben mussten. Anfang 2019 wurde jedoch von einer Gruppe amerikanischer Forscher eine bahnbrechende Studie veröffentlicht, die zeigte, dass Varroamilben keine Hämolymphe saugen, sondern tatsächlich das Fettgewebe der Bienen essen. Es ist also an der Zeit, dies klarzustellen und zu beleuchten, was diese Ergebnisse tatsächlich für die Honigbienen und den Kampf mit Varroa bedeuten.

Die Idee, dass Varroa sich von der Hämolymphe ernährte, schien für den leitenden Autor Dr. Samuel Ramsey von der University of Maryland keinen Sinn zu ergeben. Als er anfing, sich in der Literatur über das Ernährungsverhalten von Varroa zu informieren, war er überrascht, viele Annahmen anstelle von harten Beweisen zu finden. Historisch gesehen war Varroa zuerst ein Problem in China und Russland, so dass die ersten Artikel auf Chinesisch und Russisch veröffentlicht wurden. Viele europäische und amerikanische Wissenschaftler gingen davon aus, dass Varroa sich von der Hämolymphe ernährte, ohne selbst angemessen zu überprüfen. So entstand die Idee der Varroamilbe als Blutsauger.

Varroa-Destruktor ist eine der Hauptursachen für die Bienensterblichkeit.
Varroa-Destruktor ist eine der Hauptursachen für die Bienensterblichkeit.

Die Verdauungssysteme anderer Milben und kleiner Insekten, die sich von Körperflüssigkeiten ernähren, sehen jedoch im Vergleich zu Varroamilben sehr unterschiedlich aus. Ausserdem sind die Exkremente der Varroamilben fest, was darauf hindeutet, dass sie sich nicht allein von Flüssigkeiten ernähren können.

Dies führte die Forscher in die Richtung des Fettkörpergewebes. Dies würde auch erklären, warum Varroamilben so verheerend sein können. Viele lebenswichtige Funktionen wie die Immunantwort, Entgiftung (z.B. durch Pestizide) oder die Thermoregulation hängen von den Fettkörpern der Bienen ab. Man könnte die Fettkörper der Bienen als Leber und Fettspeicher beschreiben. Die Ernährung von Fettkörpern ist aus Sicht der Milbe sinnvoll, da es sich um eine sehr nährstoffreiche Ernährung handelt.

Experimente

Einen wissenschaftlichen Irrglauben zu ändern, der seit Jahrzehnten dominiert, ist keine leichte Aufgabe. Ramsey und seine Kollegen führten mehrere Experimente durch, um sicherzustellen, dass andere mögliche Erklärungen ausgeschlossen sind. Zuerst schauten sie, wo sich die Milben tatsächlich auf den Bienen befanden. Hämolypmhe ist über den ganzen Körper der Bienen verteilt, so dass es keine Rolle spielt, wo sich die Milben auf den Bienen befinden, wenn sie sich von der Hämolymphe ernähren. Allerdings befanden sich 92,5% der Milben an der Unterseite des Bienenbauches. Zwischen ihren Bauchsegmenten quetschend, wie man im Bild unten sehen können.

Eine Varroamilbe drückt sich zwischen die Bauchsegmente der Bienen (Pfeil). [Fotonachweis: USDA-ARS, Electron and Confocal Microscopy Unit, Beltsville, Maryland, [1]]
Eine Varroamilbe drückt sich zwischen die Bauchsegmente der Bienen (Pfeil). [Fotonachweis: USDA-ARS, Electron and Confocal Microscopy Unit, Beltsville, Maryland, [1]]

Die wenigen Varroas, die sich nicht auf dem Bauch der Bienen befanden, wurden auf dem Thorax gefunden und schienen sich nicht zu ernähren, sondern auf eine andere Biene zu kriechen.

Aber warte mal, was ist denn mit der Bienenbrut? Varroamilben sind überall auf Honigbienenlarven und -puppen zu finden, würde das diese Theorie nicht widerlegen? Nun, nein, denn das Fettgewebe der sich entwickelnden Brut wird in ihrem ganzen Körper verteilt.

Um jedoch sicher zu sein, dass die Milben tatsächlich gefressen haben, wenn sie sich zwischen den Bauchsegmenten der Bienen befinden, wie in Bild 1 zu sehen ist, hat das Forschungsteam die Wunden der Bienen untersucht. Indem sie Bienen einfroren, die von Milben befallen waren, fanden sie verdaute Stücke von Fettkörperzellen in den Eingeweiden der Milben. Dies zeigte, dass es offensichtlich war, dass Fettkörpergewebe Teil der Ernährung ist. Der nächste Schritt war die Betrachtung des Verhältnisses von Fettkörpergewebe und Hämolymphe, das von den Milben aufgenommen wurde.

Die Bienen wurden mit zwei verschiedenen Farbstoffen gefüttert, der gelben «Uranine», das wasserlöslich ist, und dem roten «Nil-rot» («Nile Red»), das fettlöslich ist. Wenn die Milben sich hauptsächlich von der Hämolymphe ernähren würden, würde das Verdauungssystem gelb werden. Wenn Fettkörper die Hauptquelle waren, würde es rot. Die Forscher analysierten dann den Darm der Milben (siehe Abbildung unten), die sich von diesen Bienen ernährten. Sie waren meist rot, ein deutlicher Hinweis darauf, dass das Fettgewebe den größten Teil der Nahrung der Milben ausmachte.

Mittelwerte von Uranin und Nilrot in Varroa nach 24 Stunden auf gefärbten Honigbienen. Es ist offensichtlich und signifikant, dass der Fettanteil («Nile Red») höher ist als der der Hämolymphe («Uranine») [1].
Mittelwerte von Uranin und Nilrot in Varroa nach 24 Stunden auf gefärbten Honigbienen. Es ist offensichtlich und signifikant, dass der Fettanteil («Nile Red») höher ist als der der Hämolymphe («Uranine») [1].

In einem abschliessenden Experiment wurden Varroamilben entweder ausschliesslich mit Hämolymphe oder ausschliesslich mit Fettkörpergewebe gefüttert. Die Milben, die sich von Fettgewebe ernährten, konnten Eier produzieren, während jene, die die Hämolymphe konsumierten, verhungerten. Das hinterlässt wenig Zweifel an den Ernährungsgewohnheiten der Milben.

Auswirkungen

Diese Ergebnisse verändern das Verständnis der Varroamilbe grundlegend, was für die weitere Erforschung an dieser gefährlichen Milbe sehr wertvoll ist.

«Wir haben über diese Milben gesprochen, als wären sie Vampire, aber das sind sie nicht. Sie sind eher wie Werwölfe. Wir haben versucht, einen Pfahl durch sie zu treiben, aber es stellte sich heraus, dass wir eine Silberkugel brauchten.» (Dr. S. Ramsey [2])

Zudem wird erklärt, warum die Milbe so viel Schaden anrichten kann, da das Fettgewebe für Honigbienen so wichtig ist. Beispielsweise wurde vor einiger Zeit berichtet, dass Varroa und Pestizide in Kombination noch mehr Schaden anrichten Dieser kombinierte Effekt klingt logisch, wenn man weiss, dass die Fähigkeit der Bienen, Pestizide zu entgiften, durch die Ernährung ihrer Fettkörper mit Varroa beeinträchtigt werden kann. Dieses ganze Forschungsprojekt zeigt, wie schädlich Varroamilben sind und welche Massnahmen zum Schutz unserer Honigbienen ergriffen werden müssen. Unsere chemiefreie Varroa-Lösung hat sich als wirksames Mittel gegen Varroa erwiesen (95 % der Milbenpopulation werden abgetötet mit jeder Behandlung). Unabhängig von ihren Ernährungsgewohnheiten ist keine Varroamilbe vor unserem Vatorex-System sicher!

Weitere Infos

Interview mit Dr. Samuel Ramsey

Möchtest du mehr über diese Studie erfahren? Hier geht’s zum
findest du hier alle Informationen oder schau dir das Interview (auf Englisch) des Lead-Autors Dr. S. Ramsey hier an.

Wenn du unsere Varroa-Lösung ausprobieren möchtest,
findest du hier alle Informationen oder kontaktiere uns direkt.

Literatur

[1] Samuel D. Ramsey, Ronald Ochoa, Gary Bauchan, Connor Gulbronson, Joseph D. Mowery, Allen Cohen, David Lim, Judith Joklik, Joseph M. Cicero, James D. Ellis, David Hawthorne, Dennis vanEngelsdorp. (2019). Varroa destructor feeds primarily on honey bee fat body tissue and not hemolymph. Proceedings of the National Academy of Sciences, 116(5), 1792-1801.

[2] University of Maryland. (2019, January 15). Honey bee parasites, varroa mites, feed on fatty organs, not blood. ScienceDaily. Retrieved October 28, 2019 from www.sciencedaily.com/releases/2019/01/190114161137.htm

Vatorex AG, Felix Poelsma 28 Oktober, 2019
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