Es wird gesagt, dass Bananen und Bienen keine gute Kombination sind und man nicht in der Nähe eines Bienenstocks stehen sollte, wenn man eine Banane isst. Weshalb löst diese Frucht eine gefährliche Reaktion bei den Bienen aus?
Um diese Frage zu beantworten, müssen wir uns genauer ansehen, wie Bienen Signale an ihre Kollegen senden und diese auch interpretieren. Damit das Zusammenleben im Bienenvolk reibungslos funktioniert, kommunizieren die Honigbienen intensiv miteinander. Sie teilen sich die Lage vielversprechender Nahrungsquellen, schlagen Alarm, wenn der Bienenstock bedroht ist, zeigen den Zustand der Königin an und vieles mehr. Eine effektive Kommunikation ist es, was die Honigbienen zu so starken und effizienten Tieren macht. Aber wie machen sie das genau?
Pheromone
Bienen kommunizieren durch die Absonderung so genannter Pheromone. Pheromone sind chemische Substanzen, die von einem Tier freigesetzt werden, um das Verhalten seiner Artgenossen zu beeinflussen[1]. Der Einsatz von Pheromonen ist im Tierreich weit verbreitet und könnte auch vom Menschen genutzt werden. Schauen wir uns zum Beispiel Deodorant-Werbung an, die typischerweise zeigt, dass dich Hunderte von Menschen plötzlich attraktiv finden, nachdem du eines ihrer Produkte benutzt hast. Obwohl klar ist, dass diese Werbung nicht das wirkliche Leben repräsentiert (Wissenschaftler diskutieren über die Existenz von menschlichen Pheromonen[2]), spielen Pheromone in der Welt der Bienen eine wichtige Rolle. Das Vorhandensein eines bestimmten Pheromons kann eine sofortige Reaktion hervorrufen. Wenn zum Beispiel eine Honigbiene sticht, wird das „Alarmpheromon“ freigesetzt, das andere Bienen sofort ebenfalls aggressiv werden lässt.
Honigbienen Pheromone
Honigbienen besitzen eines der modernsten Pheromon-Kommunikationssysteme im Tierreich. Pheromone können vielfältige und weitreichende Einflüsse auf Bienen haben. Sie beeinflussen nicht nur das Verhalten der Bienen, sondern einige können sogar ihren Körperbau verändern. Diese Pheromone werden als „Primer-Pheromone“ bezeichnet und haben eine starke und langfristige Wirkung. „Releaser-Pheromone“ hingegen haben nur eine kurzfristige Wirkung und beeinflussen nur das Verhalten[1]. Die meisten Releaser-Pheromone werden von Arbeitsbienen oder Drohnen freigesetzt, während die Königin die meisten der Primer-Pheromone ausscheidet.
Pheromone der Königin
Die Königin verwendet eine breite Palette von Pheromonen, um die Kolonie zu regulieren. Ohne dies würde ein Bienenvolk schnell sterben und ins Chaos fallen. Jede Bienenkönigin gibt ihren eigenen, einzigartigen Duft ab. Wenn eine neue Königin zu einem Volk stösst (z.B. wenn ein Imker eine alte Königin ersetzen will), muss sie für einige Tage in einem separaten Käfig innerhalb des Stockes gehalten werden, um den Bienen die Möglichkeit zu geben, sich mit ihrem Geruch vertraut zu machen.
Das Königinnen-Signal
Das wichtigste Pheromon ist das sogenannte „Queen mandibular pheromone“. Dies ist eigentlich eine Kombination von mehreren Pheromonen, die das Leben im Bienenstock regeln. Erstens sichert es die Position der Königin in der Kolonie, indem es verhindert, dass sich andere weibliche Bienen zu Königinnen entwickeln. Verschiedene Primer-Pheromone hemmen die Entwicklung der Eierstöcke bei Arbeiterinnen. Ausserdem hält es das Volk vom Nachzug neuer Königinnen ab. Der Geruch der Königin zieht auch männliche Drohnenbienen zur Paarung an. Zweitens dienen diese Sekrete auch der Regulierung des Lebens der anderen Bienen. Sie stimulieren die Arbeitsbienen, ihre Aufgaben wie Brutpflege, Bauen, Futtersuche, Bewachung usw. zu erfüllen. Wenn eine Königin älter wird, sinkt die Intensität des Königinnen-Signals, was dazu führt, dass Arbeiterinnen neue Königinnen aufziehen, wovon sich eine durchsetzen wird.
Queen retinue pheromone
Ein weiterer Satz von Pheromonen ist das „Queen retinue pheromone“ (QRP), dieses Pheromon zieht Bienen an, um als Hofstaat für die Königin zu dienen. Diese Gefolgschaft von Arbeiterinnenbienen wird sich um ihr Wohlbefinden kümmern und sie füttern und pflegen.
Arbeiterinnen- und Drohnen-Pheromone
Das Alarm-Pheromon: Dieses Pheromon wird freigesetzt, wenn eine Biene sticht, zieht andere Bienen an und warnt diese vor Gefahr. Wegen dieses Pheromons verwenden Imkerinnen und Imker Rauch, wenn sie mit Bienen arbeiten. Der Rauch überdeckt die Wahrnehmung des Alarm-Pheromons.
Orientierung, Nasonov-Drüse: Benannt nach dem Wissenschaftler Nasonov, wird dieser Geruch verwendet, um Orientierung zu geben. Bienen am Eingang des Bienenstocks sondern ihn ab, um andere Mitglieder des Volks zurück in den Bienenstock zu leiten. Bienen können es jedoch unter verschiedenen Umständen auch verwenden, wenn sie versuchen, andere Bienen an einen bestimmten Ort zu locken. Um dieses Pheromon freizusetzen, heben die Bienen ihr Abdomen in die Luft und benutzen ihren Flügelschlag, um das Pheromon zu verbreiten[3].
Bruterkennung: Diese wird von Larven abgegeben und hilft den Arbeiterinnenbienen, zwischen Arbeiterbienen und Drohnenlarven zu unterscheiden.
Drohnen-Pheromon: Drohnen geben dieses Pheromon ab, um andere Drohnen anzuziehen. Sie sammeln sich an Stellen, die für die Paarung mit der Bienenkönigin geeignet sind.
Alterung: Die Aufgabe der Arbeitsbienen wird durch ihr Alter bestimmt, ältere Arbeitsbienen setzen dieses Pheromon frei, um die Reifung jüngerer Pflegebienen zu verlangsamen. Auf diese Weise hält dieses Primer-Pheromon die Menge der Stock- und der Flugbienen im Gleichgewicht[4].
Bienen und Bananen
Nun, wie beziehen sich all diese Facts über Pheromone auf Bananen und Bienen? Anscheinend riecht das Alarm-Pheromon ein wenig nach Banane[5]. Der Alarm wird ausgelöst, wenn eine Biene sticht und zieht andere Bienen an diesen Ort und versetzt diese ebenfalls in Alarmbereitschaft. Der Geruch von Bananen könnte also eine Gruppe von wütenden Bienen anziehen. Beim Googeln von Bananen und Bienen findet man zahlreiche Behauptungen oder Beispiele, dass man nicht in der Nähe von Bienen sein sollte, aber es muss beachtet werden, dass bisher keine Studie diese Behauptung bestätigt hat. Die Beschreibung dieses Effekts ist wirklich etwas vage. Es ist jedoch sicher zu sagen, dass es keinen Grund gibt, Angst zu haben, von aggressiven Bienen geschwärmt zu werden, während du draussen deine Banane isst. Wenn du dich jedoch in der Nähe eines Bienenstocks befindest, könnte es ratsam sein, deine Banane ungeschält zu lassen.
Literatur
[1] Bortolotti, L., & Costa, C. (2014). Chemical communication in the honey bee society. In Neurobiology of chemical communication. CRC Press/Taylor & Francis.
[2] Kwon, D. (2018). Do Human Pheromones Exist? The Scientist. Retrieved from: https://www.the-scientist.com/news-analysis/do-human-pheromones-exist-30381
[3] Free J.B, Ferguson A.W, Pickett J.A. (1981). Evaluation of the various components of the Nasonov pheromone used by clustering honey bees. Physiol Entomol. 6 (3) 263–68.
[4] Leoncini, I., Le Conte, Y., Costagliola, G., Plettner, E., Toth, A. L., Wang, M., … & Robinson, G. E. (2004). Regulation of behavioral maturation by a primer pheromone produced by adult worker honey bees. Proceedings of the National Academy of Sciences, 101(50), 17559-17564.
[5] Slessor, K. N., Winston, M. L., & Le Conte, Y. (2005). Pheromone communication in the honeybee (Apis mellifera L.). Journal of chemical ecology, 31 (11), 2731-2745.