Die Soziobiologie erforscht die biologischen Grundlagen der Gemeinschaft in sozialen Verbänden. Ein oft genanntes Beispiel dafür ist das Zusammenleben zwischen Eltern und ihren Nachkommen, es gibt aber auch viele Untersuchungen zu alternativen Lebensformen bei Affenhorden, Termitenkolonien oder solitär lebenden Individuen. Geprägt wurde der Begriff der Soziobiologie durch den Amerikanischen Biologen Edward O. Wilson, welcher sein Werk «Sociobiology: The New Synthesis» 1975 veröffentlichte.
Die Lebensform der Honigbienen
In einem Bienenstock leben bis zu 50’000 individuelle Bienen, welche gemeinsam einen Superorganismus, nämlich das Bienenvolk bilden. Die einzelne Biene stellt sich dabei ganz in den Dienst des gesamten Volkes und trägt mit ihren Aufgaben zum Fortbestehen der Gemeinschaft bei. Dies kann soweit führen, dass eine einzelne Biene ihren Tod in Kauf nimmt, um einen Eindringling abzustechen und somit das Volk zu schützen. Diese uneigennützige Aufopferung kann mit der Theorie des «reziproken Altruismus» erklärt werden. Dabei geht es dem einzelnen Individuum darum, die eigenen Gene – welche sie grossmehrheitlich mit den anderen Arbeiterinnen im Bienenvolk teilt – weiterzuverbreiten. Somit ermöglicht die sich opfernde Biene, dass ihr Volk und damit verbunden ihre eigenen Gene bei verbesserten Konditionen weiter existieren können.
Junge Bienen verkürzen die Lebenserwartung der älteren
Spannend wird die soziobiologische Betrachtung der Bienen, wenn man die Kommunikation, das Verhalten im Stock und die Aufgaben der einzelnen Bienen betrachtet. Wenn viele junge Bienen und Larven im Stock sind, tendieren ältere Bienen dazu, Aufgaben ausserhalb des Bienenkastens vorzunehmen. Dabei setzen sie sich grösseren Gefahren (Verirren, Fressfeinde, Witterung etc.) aus, was ihre Lebenserwartung verringert. Ein Forschungsteam von Agroscope und der Uni Bern um Dr. Vincent Dietemann und Dr. Peter Neumann konnte 2016 nachweisen, dass die Anwesenheit von Bienenlarven wie auch von jungen erwachsenen Bienen die älteren zu einem «Jobwechsel» forciert.
Was können wir von den Bienen lernen?
Wir Menschen könnten uns gut und gerne etwas vom Zusammenleben der Bienen abschneiden. Das Zurückstellen eigener Bedürfnisse und der ausgeprägte Gemeinschaftssinn sind hohe Tugenden, welche auch wir in unseren Alltag einbauen müssen. In einer immer vernetzter werdenden Gesellschaft mit bald 8 Milliarden Menschen auf dieser Welt werden wir unser Zusammenleben in Zukunft unweigerlich den Bienen anpassen müssen – nur das Honig sammeln überlassen wir besser den fleissigen Insekten.