Spättracht
ein goldener Weg in den Herbst

Spättracht – ein goldener Weg in den Herbst

Es gibt Dinge, die kann man nicht planen. Doch wenn das Klima und die regionalen Gegebenheiten eine Spättracht bis in den September ermöglichen, so will man diese auch nutzen können. Wir beleuchten die Details der späten Sommerhonigernte, und worauf man als Imkerin und als Imker achten muss, um erfolgreich in den Herbst zu gelangen.

Was ist die Spättracht?

Die Bienen sammeln grundsätzlich so lange Futter, wie sie ausfliegen können und Nahrung finden. Beim Wegfallen des Blütenangebots (Raps, Obst, Löwenzahn, Linde usw.) gegen Ende des Sommers weichen sie auf den Honigtau aus, welcher sich vorwiegend auf Weisstannen, aber auch auf Rottannen bildet. Daher hat der August- und Septemberhonig stets eine dunkle Farbe, einen rassigen, tanninen Geschmack und ist wegen seines generell tiefen Wassergehalts lange haltbar. Als Spättracht bezeichnet man die Honigtau-Honigernte, welche im August und im September stattfinden kann.
 

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Faktoren, die eine Spättracht ermöglichen

Eine Spättracht ist nicht jedes Jahr möglich und von verschiedenen Faktoren abhängig. Das generelle Klima, regionale Niederschläge und auch die Mikroumgebung um den Standort spielen dabei entscheidende Rollen. Im Durchschnitt ist eine Honigernte bis in den September circa alle 3-4 Jahre möglich, wobei es grosse regionale Unterschiede gibt.

Ohne Tannen (Weisstannen und Rottannen) in Flugdistanz der Völker ist eine Spättracht nicht möglich. Hier gilt: je näher das Futter, desto einfacher haben es die Bienen.

Ebenfalls eine Rolle spielt die chemische Varroa-Behandlung. Da sich Ameisensäure in Wasser löst, darf Honig nur bis zur ersten AS-Behandlung geerntet werden. Tragen die Bienen zu einem späteren Zeitpunkt noch Honig ein, darf dieser nicht verkauft werden. Mit den herkömmlichen chemischen Behandlungsmethoden ist eine Spättracht deshalb nicht möglich, oder nur in Ausnahmefällen, wenn man ein striktes Varroa-Monitoring betreibt und die Säurebehandlungen hinausschieben kann.

Ein weiterer Faktor sind lokale Niederschläge. Die Bienen sammeln sogenannten Honigtau, von Blattläusen produzierte zuckerreiche Tröpfchen. Während Schauerregen und leichte Windböen den Läusen nichts anhaben können, wäscht starker Hagel oder Sturmregen die Läuse mitsamt den Zuckertröpfchen von den Bäumen und kann somit eine mögliche Ernte schnell zunichte machen. Für die Ernte einer Spättracht wird also immer auch ein wenig Wetterglück benötigt.

Vorteile der späten Sommerhonigernte

Grössere Ernte und köstlicher Honig

Für einen Imkereibetrieb kann eine Spättracht eine beträchtliche Menge Honig ausmachen. Es kommt vor, dass Bienenvölker bis in den September bis zu 1 kg pro Tag eintragen. Dies kann die Honigernte massiv aufbessern und die Imkerei profitabler machen. Zusätzlich ist der Waldhonig äusserst aromatisch, gesund und sehr beliebt bei Honigkonsumenten. Da der Wassergehalt tief (normalerweise unter 15%) liegt, ist der Honig aus einer späten Ernte lange haltbar. Es ist einzig darauf zu achten, dass der Melezitose-Gehalt des Honigs tief ist.

 

Einfluss auf die Bienengesundheit

Für das Einwintern der Bienenvölker ist es wichtig, dass diese einen ausgeglichenen Futtervorrat haben. Der Honigtau-Honig eignet sich nicht als Winterfutter, da dieser die Ruhr verursachen kann. Ist ein Volk von der Ruhr befallen, kann dies sogar zum Volksverlust führen. Deshalb sollte man bei Auftreten einer Spättracht den Waldhonig ausschleudern (auch auf den Brutwaben) und den Bienen als Ersatz Zuckerwasser (1:1) füttern. Hier kommt wiederum die Varroa-Behandlung ins Spiel. Wurde bereits eine Säurebehandlung durchgeführt, muss dieser Honig weggespült werden. Wurde noch keine Chemie verwendet, darf dieser Honig – bei gleichem Aufwand – konsumiert und verkauft werden.

Varroa-Behandlung vs. Honigernte. Muss das sein?

Oftmals muss man als Imker abwägen, wann der richtige Zeitpunkt für eine chemische Varroa-Behandlung ist. Auf der einen Seite entwickeln sich die Milbenpopulationen in der Sommerzeit exponentiell, auf der anderen Seite möchte man den späten Honig sehr gerne ernten. Diese Gretchenfrage muss eigentlich nicht sein. Mit Behandlungsmethoden, welche nicht-chemische Praktiken verwenden, kann man die Vorteile einer späten Sommerhonigernte geniessen und hält gleichzeitig die Varroapopulation unter der Schadschwelle. Solche Methoden beinhalten die Wärmebehandlung sowie biotechnische Behandlungen wie z.B. Drohnenschnitt, Jungvolkbildung oder das Bannwabenverfahren, und natürlich Kombinationen dieser beiden Ansätze.
 

Zusammenfassung

Eine Ernte im Spätsommer ist ein goldener Weg in den Herbst. Wenn sie eintrifft, darfst du dich ab feinem Waldhonig erfreuen, welcher eine hohe Qualität aufweist und deine Ernte nochmals stark aufbessern kann. Dies führt zu höheren finanziellen Erträgen. Aufzupassen gilt es, wenn eine Spättracht nach der chemischen Varroa-Behandlung auftritt. Dann sollten die Brutwaben nach guter imkerlichen Praxis ausgeschleudert werden, wobei der Honig nicht weiterverwendet werden darf. Gewisse Dinge für eine erfolgreiche Späternte haben wir deshalb mit unserer Imkertechnik in den eigenen Händen, es gibt aber auch Faktoren, die wir nicht beeinflussen können.

Für eine Spättracht braucht es immer ein bisschen Glück – man muss es nur nehmen, wenn es kommt.


Spättracht
Vatorex AG, Pascal Brunner 12 August, 2020
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